Apps machen aus dem Smartphone ein intelligentes Kommunikationsmedium. Das Problem: Viele Apps erreichen ihr volles Potenzial erst mit der Verwendung von Standortdaten.
So sieht die Praxis aus
Zahlreiche Apps benötigen die Standortdaten der Nutzer. Solche Location Based Services sind:
- Verkehrsinfo-App
- Wetter-App
- Sport-App
- Location-Finder-App (Lokale Hotel-, Restaurantsuche etc.)
Diese Apps haben ihren Mehrwert darin, dass durch Standortlokalisierung dem Nutzer individuelle und bedarfsgerechte Informationen geliefert werden können.
Die neuen technischen Möglichkeiten machen es leicht, Standortdaten zu erheben und weiter zu bearbeiten. Dies hat zur Konsequenz, dass viele Apps-Anbieter mit den persönlichen Daten ihrer User nicht so umgehen, wie der Gesetzgeber es vorgibt. Untersuchungen zeigen, dass nur wenige App-Anbieter die erhobenen Lokalisierungsdaten verschlüsseln. Die Praxis sieht eher so aus, dass Standortdaten unverschlüsselt übermittelt werden.
Manche Anbieter gaukeln in ihren Nutzungsbedingungen vor, die erhobenen Standortdaten zu anonymisieren, übertragen diese in Wahrheit aber mit Identifikationsmerkmalen (Nutzer-ID). Neben Standortdaten, werden Passwörter, Nutzername, Benutzerstatistik, Adressbücher und die eindeutige Geräteerkennung (IMEI – International Mobile Equipment Identity) unverschlüsselt übermittelt.
Gerade Gratis-Apps sind regelrechte Datenübertragungsmaschinen. Aber warum werden so fleißig Standortdaten erhoben? Die Antwort ist einfach: Die meisten App-Betreiber verdienen weniger an der App selber, sondern vielmehr mit der Ausspielung von Werbeanzeigen in dieser. Generell gilt: Je zugeschnittener die ausgespielte Werbung auf den User, desto höher sind die Erfolgsaussichten Kunden zu gewinnen. Gerade lokal operierende Unternehmen, versprechen sich von dieser Praxis einen Wettbewerbsvorteil.
Die Verwendung von Standortdaten: Das sagt der Gesetzgeber
Die Praxis der unverschlüsselten Übertragung von Standortdaten stellt für den Gesetzgeber ein Problem dar. Das Thema Location Based Services wurde vom Gesetzgeber im Vergleich zu den anderen Bereichen des Mobile-Commerce schnell aufgegriffen und geregelt.
Laut § 98 Abs. 1 TKG (Telekommunikationsgesetz) dürfen Standortdaten nur dann verarbeitet werden, wenn diese Daten anonymisiert werden oder wenn der betreffende Nutzer seine explizite Einwilligung gegeben hat:
„Standortdaten, die in Bezug auf die Nutzer von öffentlichen Telekommunikationsnetzen oder öffentlich zugänglichen Telekommunikationsdiensten verwendet werden, dürfen nur im zur Bereitstellung von Diensten mit Zusatznutzen erforderlichen Umfang und innerhalb des dafür erforderlichen Zeitraums verarbeitet werden, wenn sie anonymisiert wurden oder wenn der Teilnehmer dem Anbieter des Dienstes mit Zusatznutzen seine Einwilligung erteilt hat.“
Dem Nutzer obliegt nach § 98 Abs. 2 TKG die Möglichkeit, seine Einwilligung nachträglich zu widerrufen.
Möchte der Smartphone-Besitzer sein eigenes Gerät beispielsweise im Verlustfall orten, dann ist eine schriftliche Einwilligung nicht notwendig. Dies gilt auch für Unternehmen, die ihre an den Mitarbeitern gegebenen Firmenhandys orten möchten.
Sollen die erhobenen Standortdaten an Dritte übermittelt werden, dass können eigene Freunde oder auch Werbetreibende sein, dann muss bei jeder Ortung eine SMS an das betreffende Gerät versendet werden. Diese Pflicht der Benachrichtigung entfällt, wenn die Daten nur auf dem eigenen Smartphone ausgespielt werden (Navigations-App, Lokaler Restaurant-Finder etc.).
Was Sie gegen das Abgreifen Ihrer Standortdaten tun können
Für Nutzer ist es relativ schwer einzuschätzen, welche Berechtigung welche App zum Funktionieren benötigt. Auch muss sich der Nutzer bei nicht aus Europa stammende Apps bewusst sein, dass die erhobenen Standortdaten mitunter lange Zeit gespeichert werden.
Was können Smartphone-Anwender tun? Eine Möglichkeit besteht darin, solche Mobilen Apps zukünftig nicht mehr zu nutzen. Doch dies ist für die meisten Anbieter wenig zielführend, da Smartphones ohne App-Nutzung den Großteil Ihres Nutzungswertes einbüßen.
Installieren und nutzen Sie nur Apps, die Ihnen seriös erscheinen. Lesen Sie sich die jeweiligen Nutzungsbedingungen genau durch. Eine Navigations-App muss Ihren aktuellen Standort abfragen können, eine Spiele-App oder Buchhaltungs-App aber nicht. Bei einigen Apps benötigen Sie ein Passwort. Ändern Sie dieses Passwort regelmäßig. Viele Apps erheben und übermitteln Daten mittels GPS. Deaktivieren Sie diese Funktion und schalten Sie diese nur bei Bedarf ein.
Grundsätzlich gilt, den gesunden Menschenverstand einzusetzen. Wenn Sie Apps benutzen, dann benutzen Sie diese mit einem gesunden Misstrauen.